Freitag, 26. August 2005
Puente de la Reina (Refugio der Padres Reparadores)

Stempel abholen & zwei obere Stockbetten ergattert im hiesigen Refugio, dann Wäsche und Dusche, jetzt ein paar Worte während Verena was wäscht.

Hinter uns liegt bis jetzt (ca. 16:00 Uhr) ein extremer Tag. Die Nacht in Pamplona war gelinde gesagt (oder: „gesägt“) durchwachsen. Es ist unglaublich, mit welch lebensverachtenden Tönen Menschen schnarchen können; gerade so, als ob jeder Luftstoß der letzte sein soll. Nur, dass dieses Versprechen nie eingehalten wird... 
Nur durch Verenas Bericht, dass sie und andere mehrmals aufs Klo gegangen sind, weiß ich, dass ich mehr als nur ein paar Minuten geschlafen haben muss - gespürt habe ich davon nichts. 

Ab 6:30 Uhr ging dann der erste Wecker und zwar - Hohn und Spott - ausgerechneter Weise der des Schnarchers. Aufstehen und Morgentoilette nach kurzer Art und nach umfänglichem Packkampf (das gute alte was-ist-wo Spiel) haben wir vor 8:00 Uhr das Refugio verlassen. Leider hatte die gute Bar nicht auf und eine weitere zwar auf, aber nichts anzubieten. Letztlich fanden wir kurz darauf in der Major eine tolle Panaderia - und wären offenkundig besser da geblieben.

Ich gebe gern zu, dass die auf den Caffe con leche und das Croissant folgende Etappe ein Schlag ins Gesicht und in die Beine war. Aber was Verena sich heute geleistet hat, kann auch nur mit ‚das ganz volle Programm’ beschrieben werden. Die wirklich ganze Nummer inklusive des schon von Katrin berühmt gemachten „ich schmeiße hin und fahre nicht mehr weiter“...

Kurz hinter Pamplona ergab sich die Wegänderung auf dem Camino zum Schotterweg und ähnlichem, leider zusehends auch mit größeren Steinen und schwerer bis gar nicht befahrbar. Da es zusätzlich den Anstieg zum Pedron-Kamm zu meistern gab, war das beileibe kein Vergnügen und auch ich habe viel geschoben. Nach dem Kamm bin ich dann leider ohne ins Buch zu sehen den Camino weitergefahren. Das hätte man lassen können - das Buch nennt es eine „halsbrecherische Abfahrt“ und übertreibt damit, denn Abfahrt ist gar nicht möglich. Es geht nur darum, dass beladene Rad bremsend und daneben laufend irgendwie ohne Schaden für Mensch & Material runterzubringen. 

Die Ausweichroute auf Asphalt wäre sicher besser gewesen. Aber das Rumgekindere und Geheule kann nun auch wieder nicht ihr Ernst sein. Angesichts der anfangs von ihr ausgegebenen Parole „wenn wir das durchhalten, dann gibt es nichts, was uns noch schocken könnte“ kann ich rückblickend nur sagen: Wäre schön gewesen, wenn du es einfach nur durchgehalten hättest. Aber einfach ist ja leider nicht. Ich freue mich schon darauf, wenn sie dann Dritten schildert, wie bravourös wir das gemeistert haben. So kann also auch heute erstmal nur die Frage bleiben, ob es damit sein Bewenden haben wird, oder weitere Ausbrüche noch folgen. Wenn ja, hoffe ich, dass ich zu ausgelaugt bin, um es eskalieren zu lassen.

Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich das alles hier großartig finde?
Tue ich! Ist genau mein Ding! Tolle sportliche Betätigung - nicht zu extrem - an frischer Luft in großartiger Landschaft (siehe Fotos) und ständig trifft man nette Leute aller möglichen Nationalitäten, die plaudern etc..
Hab ich auch erwähnt, dass das alles nicht Verenas Ding ist („schon wieder Refugio“)? Ich glaube ja!

Ende dieses Abschnittes